Alle christlichen Feiertage hat das Schicksal ihrer Säkularisierung ereilt. Nur um einen einzigen macht der Zeitgeist einen großen Bogen. Der Karfreitag steht einsam und sperrig im Raum der vitalistischen Ausschlachtung des Kirchenjahres. Der Karfreitag passt nicht ins Bild. Weder ins Bild einer todesflüchtigen Kultur der Lebensintensivierung noch ins Selbstbild derjenigen, die sich spirituelle Rückenstärkung nicht vom Kreuz Jesu, sondern von Krafttraining und Yoga versprechen. Und wer hätte derzeit nicht genug von Bildern und Nachrichten, die permanent destabilisierend unters Bewusstsein greifen. In einer geschichtlichen Situation, in der nur die Unsicherheit sicher ist, weil ein sicherheitsstiftendes Narrativ nach dem anderen durch den Fleischwolf gedreht wird, steht kaum mehr jemandem der Sinn nach einer weiteren gescheiterten Geschichte. Welche Geschichte aber wäre gescheiterter als die Geschichte des Verlierers aus Galiläa … Hier geht es zu meinem Karfreitagsartikel in der WELT.